Vernetzung für die Integration im Arbeitsmarkt: Erfolgsgeschichte Arbeitsvermittlung Teil I
Die bei der Bundesagentur für Arbeit erfasste Gruppe von schwerbehinderten Menschen mit akademischer Ausbildung beträgt zur Zeit rund 8.500 Menschen, so Michael Sebus, Berater im Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker der Bundesagentur für Arbeit (AGS-sb-Akademiker). Die Fachstelle Teilhabeberatung hat ihm zu seiner Arbeit in der Bundesagentur für Arbeit ein paar Fragen gestellt.
Zunächst einige Hintergrundinformationen zum Arbeitgeber-Service: „Wir bieten eine Zusatzoption für arbeitslose und arbeitssuchende Menschen mit einem Grad der Behinderung (GdB) ab 50 und akademischer Ausbildung innerhalb der Bundesagentur für Arbeit. Neben den örtlichen Arbeitsagenturen und Jobcentern vermitteln wir in Arbeit und beraten Arbeitgeber*innen sowie Bewerber*innen rund um das Thema Teilhabe am Arbeitsleben. Darüber hinaus agieren wir in den relevanten Netzwerken und sind Projektinitiator“, so Sebus. Nach der Frage, welche Voraussetzungen relevant sind, erklärt Michael Sebus: „Da wir im Gegensatz zu den örtlichen Arbeitsagenturen und Jobcentern bundesweit tätig sind, wünschen wir uns eine gewisse räumliche Flexibilität über den Tagespendelbereich hinaus." Der Zugangsweg für Bewerber*innen erfolgt im Normalfall über die örtlichen Dienststellen und zunehmend durch persönliche Kontaktaufnahme der Bewerber*innen über die Webseiten der ZAV - Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) oder der Bundesagentur für Arbeit.
Herr Sebus, warum ist die Arbeitsvermittlung so wichtig?
Artikel 27 der UN-Behindertenrechtskonvention beschreibt das Recht auf Arbeit für Menschen mit Behinderungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen. In der Praxis sieht es aber so aus, dass Menschen mit Beeinträchtigungen bei Arbeitslosigkeit im Durchschnitt über 100 Tage länger nach einer neuen Beschäftigung suchen als Menschen ohne Beeinträchtigung. Teilhabe an Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil an gesellschaftlicher Teilhabe, deshalb ist die schnelle Integration enorm wichtig.
Was empfinden Sie als besonders erwähnenswert bei Ihrer Tätigkeit?
Das kleine, aber schlagkräftige Team des AGS-sb-Akademiker ist bestens vernetzt mit Arbeitgeber*innen der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes, privaten Personaldienstleistern, den Schwerbehindertenbeauftragten der Länder und des Bundes sowie vielen Akteuren der Rehabilitation und Inklusion sowie Selbsthilfeverbänden. Zahlreiche von uns initiierte Projekte wie PROMI oder iXNet haben neue Beschäftigungsmöglichkeiten für schwerbehinderte Akademiker*innen eröffnet. Nicht zuletzt war auch die Zusammenarbeit mit der Fachstelle Teilhabeberatung und verschiedenen EUTB®-Angeboten im Hinblick auf die Vermittlung von Arbeitskräften für die EUTB® eine Erfolgsgeschichte. Seit Beginn der Zusammenarbeit konnten bereits 42 Berater*innen vermittelt werden.
Haben Sie Tipps für schwerbehinderte Akademiker*innen, die auf Jobsuche sind?
Durch den bereits stark spürbaren Fachkräftemangel in Deutschland haben Menschen mit schweren Beeinträchtigungen gute Chancen in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Entscheidend ist die fachliche Qualifikation. Deshalb wäre mein Appell an alle schwerbehinderten Menschen mit akademischer Ausbildung: „Nehmen Sie unser Zusatzangebot wahr, damit Inklusion gelingen kann".
Herr Sebus, wir danken Ihnen für Ihre Zeit!
Erfahren Sie mehr darüber, wie die Vermittlung in den Arbeitsmarkt aus Sicht einer vermittelten Person erlebt wird. Oliver Reinl, Berater in der EUTB® ABS - Zentrum selbstbestimmt Leben e. V., berichtet uns in einem Interview von seinem Einstieg.
01/2022