Direkt zum Inhalt

Tandemberatung in Schwalmstadt von Menschen mit Lernbehinderung

Beratungssituation

Wenn Fabian Schade heute kocht, sollte es ausgewogen und gesund sein. Das ist bei ihm besonders wichtig. Denn der 33-Jährige hat das Prader-Willi-Syndrom (PWS), ein angeborener Gendefekt, bei dem Betroffene eine geistige Beeinträchtigung und kein Sättigungsgefühl haben. Als Betroffener berät er andere Menschen mit Behinderungen in der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) in Schwalmstadt. Eher eine Seltenheit - denn in der Beratung sind Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung weniger präsent. Das weiß auch Marion Springs, hauptamtliche Mitarbeiterin in der EUTB. „Im Regelfall sind eher Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung als Peer-Berater*innen eingesetzt.“

Mit 21 Jahren zog Schade in eine Wohneinrichtung für Menschen mit PWS der Hephata Diakonie in Schwalmstadt. Er absolvierte eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer in der Hephata-Gärtnerei, bis er 2016 eine eigene Wohnung bezog.

„Und das ist nicht selbstverständlich, dass er so sein eigenes Leben führt“, sagt Marion Springs. Da war klar, dass ihnen genau so jemanden als Peer-(Berater) noch fehle. „Er weiß aus seiner eigenen Betroffenheit, was man braucht für ein selbstbestimmtes Leben.“ Für sie steht fest: „Die Erfahrungen, die er selbst gemacht hat, kann der Kollege sehr gut in die Beratung einbringen“, sagt Springs. Deshalb ist Schade erster Ansprechpartner, wenn es um gesunde Ernährung für Menschen mit Behinderungen geht, denn aufgrund seiner eigenen Beeinträchtigung, hat er gelernt, sich gesund, ausgewogen und in den richtigen Maßen zu ernähren.

In der EUTB in Schwalmstadt bietet Herr Schade einmal wöchentlich Beratungen im Tandem mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin an. „Wir sehen den klaren Vorteil, dass er Experte in eigener Sache ist“, so Springs. „Wir sagen: Alle Menschen mit einer Beeinträchtigung können beraten. Das macht unsere Beratungen in der EUTB aus.“

06/2022