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Erfahrungsbericht zur Beratung von Menschen mit chronischen Erkrankungen

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Lynn Julie Kammer und Elena Menshikova, EUTB® Blinden- und Sehbehindertenverband Nordrhein e.V. (BSVN) Düsseldorf

Die EUTB® des BSVN e.V. befindet sich im Herzen von Düsseldorf. Im Jahr 2024 waren laut Statistik der EUTB® BSVN e.V. Düsseldorf circa 60 Prozent der Ratsuchenden chronisch krank. Dahingehend liegt ein inhaltlicher Schwerpunkt im Beratungsalltag darauf, diesen Aspekt konsequent zu berücksichtigen, um Ratsuchende in ihrer Gesamtsituation zu beraten und ihre Selbstbestimmung und Teilhabe zu stärken. Viele blinde und sehbehinderte Menschen kontaktieren uns auf der Suche nach Hilfsangeboten im Bereich Sehen. Ihre Teilhabe ist stark eingeschränkt. Schuld daran sei, ihrer Darstellung zufolge, allein ihr Sehverlust. Im Rahmen der Gesprächsführung wird allerdings schnell deutlich, dass die Auswirkungen auf die Teilhabe bei Menschen mit (hochgradiger) Sehbehinderung und zusätzlicher chronischer Erkrankung oder zusätzlichen Erkrankungen eine besondere Komplexität aufweisen. 


Ein Beispiel aus dem Beratungsalltag: Ein blinder Mann (Ende 20 mit abgeschlossener Ausbildung, in einer Beziehung lebend), beklagt sich über seine absolute Hilflosigkeit. Er findet sein Leben aussichtslos und beschreibt, dass seine Stimmungslage zunehmend schlechter würde. Auf die Frage zum Vorliegen von Zusatzdiagnosen antwortet der Betroffene, dass er vom Kindesalter an Diabetespatient sei, jedoch seine Zuckerwerte nicht kontrollieren würde, weil er nichts sehen könne. Unter anderem werden daraufhin im Beratungsgespräch zentrale Informationen zum Umgang mit Diabetes bei Sehbehinderung sowie das Vorhandensein von Hilfsmitteln und technischen Hilfen besprochen. Zudem wird die Teilnahme an der Schulung in Orientierung und Mobilität empfohlen. Die Reha-Lehrenden trainieren mit Betroffenen zur Erweiterung der Mobilität individuell wichtige Wege, Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten. Langfristig erleichtern diese Aspekte das selbstbestimmte Handeln, optimieren die Teilhabe und stellen eine Erhöhung und Verbesserung der Lebensqualität des Ratsuchenden dar. 
 

03/2025