Die Deutsche Gebärdensprache (DGS): Nicht nur Alltagskommunikation, sondern auch Kunstform
Die Fachstelle Teilhabeberatung wird durch die gsub Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH in Zusammenarbeit mit der Selbstbestimmt Leben UG (haftungsbeschränkt) und der Humboldt-Universität zu Berlin, Abteilung Deaf Studies und Gebärdensprachdolmetschen am Institut für Rehabilitationswissenschaften umgesetzt. Hier werden gemeinsam mit unterschiedlichsten Expert*innen aus allen Lebensbereichen die Grundlagen für die inhaltlichen und weiterführenden Fragestellungen geschaffen und geklärt. Im aktuellen Newsletter bringen Ihnen die Kolleg*innen der Humboldt Universität im Bereich Wissen die Deutsche Gebärdensprache (DGS) näher.
Im Beratungsatlas unter www.teilhabeberatung.de können Sie direkt nach einem EUTB®-Angebot suchen, welches Ihnen eine Beratung in Deutscher Gebärdensprache anbietet.
Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist eine eigenständige Sprache mit Eigenschaften auf allen Sprachebenen (Phonologie, Lexikon, Grammatik und Diskurs). Es handelt sich nicht um visuelles Deutsch und ist nicht zu verwechseln mit lautsprachbegleitenden Gebärden. Die DGS wird von der großen Mehrheit der tauben Menschen, Menschen mit Hörbehinderungen und auch von hörenden Menschen (z. B. Kinder tauber Eltern) verwendet. Auf dieser Grundlage hat sich eine eigene Kultur- und Sprachgemeinschaft etabliert.
Seit 2001 ist die DGS im Sozialgesetzbuch IX gesetzlich anerkannt, seit 2002 im Behindertengleichstellungsgesetz. Daraus geht unter anderem das Recht auf Dolmetscher*innen hervor. Dolmetscher*innen für Deutsch und DGS kommen in verschiedenen Situationen zum Einsatz. In der Regel haben sie ein Studium oder eine staatliche Prüfung absolviert und arbeiten ad hoc und simultan. Übersetzer*innen hingegen arbeiten zeitversetzt. Sie können einen Text mehrmals überarbeiten und korrigieren, sodass er sprachlich und kulturell gut an Zielgruppen angepasst ist.
In Situationen, in denen Dolmetscher*innen nicht verfügbar sind, können einfache Kommunikationsstrategien hilfreich sein. Zum Beispiel schriftliche Kommunikation über das Smartphone oder mit Stift und Papier. Auch natürliche Gesten können die Kommunikation erleichtern. Wichtig ist, dass die Gesprächspartner*innen aufgeschlossen sind, denn nicht alle tauben Menschen sind gleich und kommunizieren gleich. Im Gegenteil, die Gebärdensprachgemeinschaft ist soziokulturell vielseitig. Es gibt Unterschiede hinsichtlich des Spracherwerbs (wann und wie DGS erworben wurde), Migrationshintergrunds, anderen Behinderungen, usw. Zum Beispiel gibt es taube Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder taubblinde Menschen.
DGS dient nicht nur der Alltagskommunikation, sondern existiert auch als Kunstform, z. B. als Poesie oder im Theater. Zudem wird sie an Universitäten sprachwissenschaftlich und kulturwissenschaftlich erforscht. Untersucht werden zum Beispiel soziolinguistische Varietäten, Spracherwerb, Sprachverarbeitung oder sprachliche Strukturen.
Quellen und weiterführende Literatur: