Wie smart sind digitale Assistenten eigentlich?
Im Sommer 2018 lernte ich in unserem Familienurlaub eine Familie kennen. Der Ehemann benutzte einen elektrischen Rollstuhl. Von ihm erfuhr ich von der Idee des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zur Umsetzung des Teilhabegesetzes durch die bundesweit flächendeckende Einrichtung sogenannter ergänzender, unabhängiger Teilhabe-Beratungsstellen, in denen die Beratung durch gut geschulte, ebenfalls eingeschränkte Berater*innen, durchgeführt wird („Peer Counseling“).
Da ich selbst nach der Geburt meines jüngsten Sohnes 2007 als Folge meiner Erkrankung an MS 100% schwerbehindert bin, ergab sich für mich die Frage, ob und wie ich als Biologin, diese Initiative unterstützen könnte. Ich habe während meiner 20 Jahre Tätigkeit im LKA NRW als DNA-Sachverständige, schon viele Erfahrungen gesammelt.
Im Bereich der Kriminalprävention entdeckte ich bei der Nutzung digitaler Assistenten einige Schwachstellen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, wenn man praktische, im Grunde simple Handgriffe nicht, und schon gar nicht zügig, erledigen kann. Ich brauche mehr Unterstützung als eine Antwort auf die Frage „wie wird das Wetter heute“ und das ist ganz sicher in der Hauptsache bei vielen eingeschränkten Menschen, die unabhängig leben wollen, genauso. Aus diesem Grund kam mir der Gedanke, dass digitale Assistenten, insbesondere für die Nutzergruppe eingeschränkter Menschen, immer wichtiger werden. Mit der steigenden Nachfrage an digitalen Assistenten wird die Aufklärung über die stets mit erworbenen Risiken, immer wichtiger. Diese Risiken sollten Berater*innen und den späteren Nutzer*innen so gut bekannt sein, dass diese minimiert oder vielleicht sogar ganz vermieden werden können.
Folgendes sollte man über Assistenzsysteme wissen:
Für Assistenzsysteme reichen Sprachbefehle bzw. Sprachanfragen, um Funktionen auszuführen oder Informationen zu erhalten.
Derzeit gibt es fünf große Sprachassistenten:
- Alexa als Sprachsteuerung für Amazon Echo, Echo Dot usw.
- Siri ist Sprachassistentin für iPhone und Apple Home Kit
- Der Assistent von Google steuert über Google Chrome das Smart Home
- Cortana ist die Microsoft Sprachsteuerung mit PC-Anbindung
- Bixby ist der digitale Assistent für Samsung Smartphones
Sprachassistenten reagieren auf ein Signalwort wie zum Beispiel „Alexa” oder „Okay Google”. Danach können den elektronischen Butlern Befehle gegeben werden. Die Sprachassistenzsysteme sind weder durch die Spracherkennung noch durch die Nutzung besonderer Schlüsselwörter vor Missbrauch durch Fremde geschützt. Dieses Risiko sollten alle Nutzer*innen kennen. Man muss hier also zum einen vor unbefugtem Gebrauch der Sprachsteuerung und zum anderen hinsichtlich der umfassenden Daten, die im Rahmen der Nutzung dieser Lösung erfasst und bei diversen Anbietern gespeichert werden, warnen. Bei Amazon beispielsweise werden teilweise die Befehle ausgewertet. An mehreren Standorten weltweit werden laut zwei Mitarbeiter*innen in Bukarest pro Schicht bis zu 1000 Mitschnitte verarbeitet. Es ist auch bereits vorgekommen, dass Mitarbeiter*innen über den Zugang Zeugen von privaten Inhalten oder von möglicherweise kriminellen Vorgängen waren. Deshalb achten Sie bei der Nutzung darauf, keine sensiblen Daten (Kreditkarten- oder Kontonummern) laut auszusprechen. Schalten Sie die Sprachassistenten ab, wenn Sie nicht zu Hause sind. Stellen Sie die Geräte möglichst nicht neben geöffnete Fenster. Sichern Sie dann noch Bestellungen mit einem Code ab, dann sollten Ihre Daten sicher sein.