Inklusionsunternehmen als Teil des Arbeitsmarktes
Lars Hemme, Berater in der Fachstelle Teilhabeberatung und ehemaliger Berater aus der EUTB®, nimmt Sie heute auf einen typischen Erfahrungsweg innerhalb der Beratungslandschaft zum Thema Inklusionsunternehmen mit: Gibt man das Schlagwort „Inklusionsunternehmen“ in Suchmaschinen1 ein, dann werden direkt zahlreiche Treffer präsentiert. Unter anderem starten die Ergebnisse mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Inklusionsfirmen e.V. und dem Portal REHADAT-talentplus, wo sich zahlreiche Informationen zu den Themen Arbeitsleben und Behinderung verbergen. Hier heißt es unter anderem, dass mehr als 900 solcher Angebote existieren beziehungsweise ihre Tore für Menschen mit und ohne Behinderungen öffnen, um gemeinsam zu arbeiten.
Ziel dieses Artikels ist es, anhand nachfolgender Fragen wesentliche Merkmale von Inklusionsunternehmen verständlich darzustellen:
Was sind Inklusionsunternehmen (als Teil des Arbeitsmarktes)?
Inklusionsunternehmen sind wirtschaftliche Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes, in denen Menschen mit und ohne Behinderungen gleichberechtigt zusammenarbeiten. Da die Hürden zum ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen aus den unterschiedlichsten Gründen i.d.R. hoch sind, bilden Inklusionsbetriebe eine Art Brücke zwischen den Arbeitsplätzen in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) zu denen auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Welche Chancen bieten Inklusionsunternehmen?
Über die gemeinsame Beschäftigung von Menschen mit und ohne Behinderungen leisten Inklusionsunternehmen einen wichtigen Beitrag zu einer vielfältigen, barrierefreien und wertschätzenden Gesellschaft, in der Menschen mit ihren individuellen Fähigkeiten und Wünschen selbstbestimmt leben können. Inklusionsunternehmen entwickeln und leben eine Unternehmenskultur, die sich durch Anerkennung der Vielfalt, Fairness, Solidarität und Wertschätzung auszeichnet. Dies haben sie in ihrem Leitbild konkretisiert.2
Wie viele Menschen mit Behinderungen werden dadurch in Arbeit gebracht?
Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft der Inklusionsfirmen e.V. ist in beiden Zielgruppen, Arbeitnehmer*innen mit und ohne Behinderungen ein stetiger und deutlicher Zuwachs zu verzeichnen.
Waren es im Jahr 2005 6.333 Menschen mit Behinderungen, die in einem Inklusionsbetrieb arbeiteten, lag die Beschäftigung im Jahr 2019 doppelt so hoch bei 13.550 Menschen, die in Lohn und Brot standen. Detailinformationen sind auf der Webseite der Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen e.V. zu finden.
Nachfolgend werden Ihnen zwei Beispiele vorstellen:
Hotel Aspethera
Ein mir seit Jahren gut bekanntes Unternehmen ist das kleine familiär geführte Hotel Aspethera, in dem unter anderem Menschen als Hotelfachmann oder Hotelfachfrau ausgebildet und beschäftigt werden. Mir selbst ist es gut bekannt, weil ich ein Jahrzehnt in Paderborn gelebt habe. Zahlreiche Veranstaltungen der Stadt mit dem Ziel Inklusion voranzubringen, wurden in diesem Hotel abgehalten. Auch fand zeitgleich ein Teil des Inklusionsprozesses dort statt und wurde ausgerichtet durch Beteiligte aus dem Inklusionskader. Im März 2016 feierte das Hotel Aspethera sein 10-jähriges Jubiläum. Das Ausbildungs- und Integrationshotel ist eine Erfolgsgeschichte: Viele junge Menschen, teils mit besonderem Förderbedarf, sind hier bereits ausgebildet und qualifiziert worden. Neben vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten quer durch die Berufe des Hotel- und Gaststättensektors hinweg werden hier zudem berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BVB und BVB-Reha) im Auftrag der Agentur für Arbeit durchgeführt.
Seit 2010 ist das Hotel Aspethera auch als Integrationsbetrieb anerkannt. Menschen mit und ohne Behinderungen arbeiten im Sinne des Inklusionsgedankens zusammen.
Mosaik
Das Berliner Unternehmen Mosaik e.V. feierte im Jahr 2020 sein 30-jähriges Firmenjubiläum. Es zählt mit mehr als 2.000 Mitarbeitenden an über 40 Standorten in Berlin und Brandenburg zu den großen Arbeitgeber*innen der Region. Über Bildung, Arbeit und Förderung schafft es Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen und sorgt für Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.
Unter dem Dach von Mosaik befinden sich auch Inklusionsunternehmen, in denen Menschen mit und ohne Behinderungen tariflich beschäftigt sind. Das Jubiläum wurde am 20. Februar, dem Tag der sozialen Gerechtigkeit, im „Charlottchen” gefeiert. Dieses Familien-Restaurant ist zugleich der erste Betrieb von Mosaik-Services. 224 Arbeits- und 270 Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderungen hat das Unternehmen seitdem geschaffen. Mosaik sagt selbst: „Jeder ist ein Teil des Ganzen“.
Fazit der Arbeit beider Angebote
Inklusionsbetriebe haben einen besonderen sozialen Auftrag: Sie schaffen Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen und ermöglichen inklusive und gleichberechtigte Teilhabe am geschützten Arbeitsmarkt. Der Anteil schwerbehinderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt in Inklusionsbetrieben zwischen 30 und 50 Prozent. Zu den Zielgruppen gehören unter anderem Menschen mit Schwerbehinderung, deren Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt besonders schwierig ist. Gründe dafür können die Art und Schwere der Beeinträchtigung sein sowie zusätzliche Umstände, die eine Vermittlung hemmen (z.B. Alter, Langzeitarbeitslosigkeit usw.).
1 Inklusionsunternehmen Deutschland (Ergebnisse einer Suchmaschine)
2 Leitlinien Inklusiver Unternehmen der bag if: https://bag-if.de/leitlinien-inklusiver-unternehmen
01/2022